Ladeparks fertig, aber kein Strom? Der Grund hinter dem Problem

Deutschland sieht sich derzeit mit einem wachsenden Netz von Schnellladeparks konfrontiert, die jedoch häufig nicht in Betrieb gehen. Der Hauptgrund hierfür liegt in den Begrenzungen des Stromnetzes, das dem schnellen Ausbau der Ladeinfrastruktur im Weg steht.

Ein Beispiel aus dem täglichen Alltag: Bereits installierte Ladesäulen, wie die zwölf von Ionity am Autohof in Nörten-Hardenberg an der A7 oder die zwanzig in Parsdorf bei München, stehen still. Obwohl sie technisch bereit sind, Elektroautos mit bis zu 350 Kilowatt zu laden, fehlt der entscheidende Stromanschluss.

Diese Situation führt zu Frustration bei Kund und Unternehmen.

Verzögerungen bei Netzanschlüssen bremsen E-Mobilität

In letzter Zeit werden Netzanschlussprobleme zu einem bedeutenden Hindernis für die Entwicklung der E-Mobilität. An zahlreichen Standorten sind Ladesäulen und Parkplätze komplett installiert, doch es fehlt der Netzanschluss.

Der Aufbau der Ladeinfrastruktur wird somit unnötig verzögert. Dieses Problem hat sich im letzten Jahr besonders verschlimmert.

In Nordrhein-Westfalen beispielsweise warten etwa 40 ultraschnelle Ladepunkte auf ihre Inbetriebnahme. Die Ursache für diese Verzögerungen liegt in der langsamen Bearbeitung der Netzanschlüsse und oft langen Genehmigungszeiten.

Politische Bestrebungen, den Bau genehmigungsfrei zu machen, sind noch nicht ausreichend umgesetzt worden.

Die Vielzahl von über 800 Netzbetreibern in Deutschland führt dazu, dass die Bearbeitungszeiten sehr unterschiedlich ausfallen. Eine Kalkulation bestimmter Bearbeitungsfristen könnte helfen, diese Vorgänge zu beschleunigen und die Ladeinfrastruktur schneller einsatzbereit zu machen.

Herausforderung für Netzbetreiber

Netzbetreiber stehen vor erheblichen Herausforderungen beim Ausbau des Ladenetzes für Elektrofahrzeuge. Die bestehenden Stromleitungen begrenzen die Anzahl der anschließbaren Ladestationen.

Die Verlegung neuer Kabel kann Jahre dauern, besonders in urbanen Gebieten wie Berlin. Dort sucht zum Beispiel Thomas Mohnke, Chef eines Fahrdienstes, bereits seit Monaten nach geeigneten Standorten für Ladesäulen, findet aber keine ausreichenden Stromanschlüsse.

Stromnetz Berlin gibt zu, dass Verzögerungen besonders beim Verlegen langer Kabelstrecken auftreten. Von der Beantragung bis zur Inbetriebnahme kann es durchschnittlich zwölf Monate dauern, oft sogar länger.

Die Kapazität der Leitungen ist zudem oft unklar, was die Situation weiter verkompliziert.

Die Bundesnetzagentur beobachtet, dass die Netzkapazität vor Ort maßgeblich für die Verzögerungen beim Anschluss von Ladeinfrastruktur verantwortlich ist. Der Bau einer Ladesäule ist schneller abgeschlossen als die notwendige Netzverstärkung.

Verteilernetzbetreiber sind daher gesetzlich verpflichtet, vorausschauend zu planen. Neben Ladesäulen müssen auch Wärmepumpen, Wallboxen, Solaranlagen und Ladeparks angeschlossen werden.

Hinzu kommt die Umstellung von Industrieanlagen von Gas auf Strom sowie Anlagen zur Rückspeisung von Strom ins Netz. Diese zusätzlichen Anforderungen erschweren den Ausbau des Ladenetzes erheblich.

Die Bundesnetzagentur sieht dies als große Herausforderung für die Netzbetreiber.

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Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern

Andere Länder scheinen weniger Schwierigkeiten bei Netzanschlüssen zu haben. In Frankreich gibt es nur einen Netzbetreiber, was den Anschlussprozess vereinfacht.

In Österreich und den Niederlanden können Bürger online verfolgen, wo Kapazitäten verfügbar sind, trotz der Herausforderungen durch Netzauslastung.

Ionity betreibt derzeit 80 Ladestandorte an Raststätten in Deutschland und plant eine Erweiterung, benötigt jedoch Rechtssicherheit für die Hinzufügung von Ladepunkten. Außerdem fehlen größere Netzkapazitäten für zukünftige Ladestationen für Elektro-Lkw.

Die Bundesregierung sieht vor, bis 2030 drei Viertel der installierten Leistung an High Performance Chargern bereitzustellen. Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur erwartet zwischen 23,3 und 32,4 Gigawatt installierter Ladeleistung bis 2030.

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur hängt stark von der rechtzeitigen Erweiterung der Stromnetze ab.

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