Große Autovermieter schmeißen E-Autos raus – Das Ende des Booms?

In China nimmt die Elektromobilität stark zu und prägt aktuell den Automarkt. Der Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge am Gesamtmarkt für Neuwagen hat dort bereits die 32-Prozent-Marke erreicht. Dies bezieht sich jedoch nicht ausschließlich auf reine Elektrofahrzeuge, sondern schließt auch die sogenannten Plug-In-Hybride ein. Diese Kombinationen aus Verbrennungsmotor und elektrischem Antrieb werden in Europa ab 2035 nicht mehr als Neuwagen verkauft.

Auf anderen Märkten wie in Deutschland und den USA lässt die Begeisterung für Elektroautos momentan nach. Die Fahrzeugvermieter Sixt und Hertz reduzieren beispielsweise ihre Bestände an Elektrofahrzeugen. Dennoch ist ein wiedererstarkendes Interesse absehbar, trotz der Einsicht, dass die gegenwärtige wirtschaftliche Situation um Elektrofahrzeuge mit hohen Kosten verbunden ist.

Chinas Dominanz in der Elektromobilität

In China erlebt die Elektromobilitätsindustrie durch bahnbrechende Innovationen und staatliche Unterstützung einen starken Aufschwung. Unternehmen wie Nio stellen Elektrofahrzeuge vor, die eine Fahrtstrecke von bis zu 1000 Kilometern ermöglichen, während Xiaomi mit seiner preiswerten, technologisch fortschrittlichen Limousine Kunden in Massen anzieht und sogar Tesla in Bezug auf die Nachfrage überholt hat.

Eine bedeutende Entwicklung ist die Markteinführung neuer Batterien durch den chinesischen Hersteller CATL, die nicht nur kostengünstig und langlebig sind, sondern auch eindrucksvolle Reichweiten von bis zu 1000 Kilometern erlauben.

Deutsche Autohersteller erkennen an, dass die chinesische Batterieindustrie, die von der Regierung stark gefördert wird, einen Vorteil bietet, den sie schwer erreichen können. Besonders betont wird die Rolle von Herstellern wie BYD oder Nio, die als Speerspitzen für Chinas Elektrofahrzeug-Boom gelten und massive staatliche Subventionen erhalten. Mit diesen finanziellen Mitteln können sie ihre Präsenz in Europa ausbauen. Selbst temporäre Absatzprobleme in Europa scheinen für diese von der Regierung unterstützten Unternehmen kein Hindernis darzustellen, da finanzielle Ressourcen für sie eine untergeordnete Rolle spielen.

Firmen konfrontiert mit Wertminderung bei Elektrofahrzeugen

Die finanzielle Stabilität einiger Unternehmen gerät durch den erheblichen Wertverlust und kostspielige Reparaturen von Elektrofahrzeugen (EVs) ins Wanken. Ehemalige Spitzenreiter in der Mietwagenindustrie haben bemerkenswerte Abschreibungen erleiden müssen:

  • Autovermietungen wie Sixt und Hertz verzeichneten massive finanzielle Einbußen aufgrund unerwartet niedriger Wiederverkaufswerte von Elektroautos. Als Konsequenz entließen diese Firmen sogar ihre leitenden Führungskräfte und reduzierten ihre EV-Flotten signifikant.

Finanzielle Ergebnisse im Sektor:

  • Ford: Das traditionsreiche Unternehmen verzeichnete einen Verlust von circa 123.000 Euro pro verkauftem Elektrofahrzeug im ersten Quartal des Jahres und versprach eine strategische Neuausrichtung.
  • General Motors: Die Verkaufszahlen für elektrische Pickups bleiben hinter den Erwartungen zurück, was zu einer Drosselung der Elektrofahrzeug-Pläne führt. Der Fokus verlagert sich vorübergehend auf Plug-In-Hybride.

Fabrikanten kämpfen mit niedriger Profitabilität bei ihren Elektroauto-Divisionen. Während bei Ford die Verluste besorgniserregend sind, planen andere Hersteller wie BMW eine profitable Zukunft durch kontinuierliche Investitionen in Elektroautos und gleichzeitige Einnahmen aus traditionellen Verbrennungsmotoren.

Maßnahmen zur Schadensminderung:

  • Betonung auf Verbesserung und Entwicklung der nächsten Generation an Modellen und Batterietechnologie.
  • Implementierung von Buyback-Klauseln, um das Risiko von Wertverlusten zu minimieren.
  • Einige Firmen setzen auf eine Dualstrategie, indem sie konventionelle und elektrische Fahrzeuge parallel verkaufen, um den Cashflow aufrechtzuerhalten.

Schnellladung zehrt an den Kostenvorteilen elektrischer Dienstwagen

Im Bereich der Dienstfahrzeuge bringen E-Fahrzeuge steuerliche Vorteile. Dennoch können die Kosten für Schnellladungen die erhofften Einsparungen erheblich schmälern. Schnelllader an öffentlichen Stationen verlangen durchschnittlich 60 Cent pro Kilowattstunde. Bei längeren Dienstfahrten werden Plug-In-Hybride oft nicht geladen, was ihren ökonomischen Nutzen zusätzlich senkt.

Ladeprozesse und Wirtschaftlichkeit

  • Ladeort bedeutet Kosten: Besonders teure Stromtankstellen, häufig an Autobahnen, können die Kosteneffizienz von Elektrofahrzeugen mindern.
  • Zeitaufwand beim Laden: Elektroautos erfordern mehr Pausen zum Aufladen im Vergleich zu Verbrennern, was einen Verlust an Zeit darstellt.
  • Bedeutung für Angestellte: Es entsteht Unmut bei Arbeitnehmern, falls die Ladezeit nicht als bezahlte Arbeitszeit anerkannt wird.

Reichweitenherausforderung bei Elektrofahrzeugen

Die Praxis zeigt, dass Elektrofahrzeuge (EVs) oft nicht mit Dieselfahrzeugen in Bezug auf die Fahrdistanz mithalten können, besonders bei kostensensitiven Firmenwagen und Flotten. Eine Umfrage der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) unter Fuhrparkmanagern ergab, dass 66% nicht der Meinung sind, dass EVs in der Lage sind, alle betrieblichen Routen ausschließlich mit elektrischer Energie zu bewältigen. Zusätzlich stellen viele Nutzer fest, dass die von den Herstellern versprochenen Reichweitenangaben in der Realität oft nicht erreicht werden.

Kernaussagen:

  • Praktische Reichweite: Häufig niedriger als von EV-Herstellern angegeben.
  • Vergleich mit Diesel: EVs bieten im Moment weniger Reichweite.
  • Fuhrpark-Manager-Umfrage: Zwei Drittel zweifeln an EV-Reichweiten für betriebliche Anforderungen.

Auf der Autobahn zeigt sich der Elektrotransporter weniger effizient als sein Diesel-Pendant

Elektrofahrzeuge haben ihre Stärken im Stadtverkehr, wo häufiges Anhalten und Anfahren vorherrschen. Im Gegensatz dazu verbrauchen sie auf Autobahnen deutlich mehr Energie. Untersuchungen belegen, dass Elektrofahrzeuge unter diesen Bedingungen schneller an ihre Grenzen stoßen:

  • Bei Geschwindigkeiten von 130 km/h überschreiten Elektromodelle ihren optimalen Verbrauch schnell.
  • 53 von 61 Fahrzeugen erreichten in einem Test ihre angegebene Reichweite nicht.
  • Flottenmanager und Nutzer von Dienstwagen stellen ebenfalls einen erhöhten Energiebedarf auf Langstrecken fest.

Zwischenbilanz: Die E-Mobilitätsbegeisterung lässt nach – eine Wiederbelebung steht bevor

In letzter Zeit ist zu beobachten, dass sich einige Unternehmen erneut Fahrzeuge mit konventionellen Antrieben – Benzin-, Hybrid-, und Dieselmodelle – zulegen. Besonders auf längeren Strecken scheinen diese Antriebstechnologien gegenwärtig noch die Nase vorn zu haben. Branchenkenner wie Marc Oliver Prinzing bemerken einen momentanen Rückzug von der E-Mobilität in bestimmten Firmenflotten.

Es besteht jedoch die Erwartung, dass dies eher eine vorübergehende Phase ist und nicht den Beginn eines anhaltenden Abschwungs für Elektrofahrzeuge signalisiert. Zahlreiche Argumente sprechen weiterhin deutlich für die Nutzung von Elektro-Dienstwagen, besonders wenn es sich um Fahrten außerhalb der Kategorie Langstrecke handelt:


  • Unternehmen inszenieren sich über ihre E-Auto-Flotten als umweltbewusst. So bedauert beispielsweise die Deutsche Telekom das Ende von staatlichen Förderungen, hält aber fest an ihren Klimazielen und setzt die Elektrifizierung der eigenen Flotte fort.



  • Elektroautos erfordern oft weniger Wartung und sind in der Unterhaltung kostengünstiger, was sich bei längeren Haltedauern zunehmend bemerkbar macht.



  • Weiterhin zu erwartende CO2-Steuern auf Benzin und Diesel in Deutschland und der EU werden die Betriebskosten für klassische Verbrenner weiter in die Höhe treiben.



  • Angesichts der Tatsache, dass die Automobilhersteller in absehbarer Zeit vorwiegend auf Elektrofahrzeuge setzen werden, ist davon auszugehen, dass der Markt eine natürliche Anpassung erfährt, bei der Verbrenner seltener werden.



  • Mit zunehmender Frequenz betreiben Städte eine Automobil-politische Wende, welche zuerst die älteren Diesel- und später alle Verbrennerfahrzeuge trifft – Elektroautos dagegen könnten als letzte von Einschränkungen betroffen sein und bei neuen Modellen der City-Maut privilegiert werden.


Die andauernde Entwicklung hin zur E-Mobilität zeigt, dass trotz vorübergehendem Rückgang das Interesse an Elektrofahrzeugen wieder an Fahrt gewinnen wird. Die Kombination aus ökologischer Notwendigkeit, wirtschaftlichem Druck und politischen Anpassungen bildet ein starkes Fundament für eine bevorstehende Renaissance der Elektrofahrzeuge.

Beschleunigter Anstieg der Elektromobilität bis 2030

Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen im privaten Sektor wird sich voraussichtlich verstärken, getrieben durch die Zunahme verfügbarer Modelle und Kostenfaktoren. Die steigenden Kosten für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor – eine Folge höherer Steuern – machen Elektroautos im Vergleich attraktiver. Trotz hoher Strompreise in Deutschland, nicht zuletzt durch die Energiewende, ist die Wirtschaftlichkeit von Elektroautos weniger durch direkte Ersparnisse beim „Stromern“ begründet, als vielmehr durch die relative Kostensteigerung bei konventionellen Autos.

Obwohl der Wertverlust bei Elektroautos für Frühkäufer finanzielle Einbußen bedeutet hat und dies wahrscheinlich auch in naher Zukunft so bleiben wird, ist ein langsamer und konstanter Anstieg des Bestands an Elektrofahrzeugen zu verzeichnen. Das Wachstum wird sich fortsetzen, wobei genauere Zuwachsraten eine Frage der Zeit sind.

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