Energiewende: Warum Milliarden-Investitionen weiterhin unerlässlich sind

In Deutschland formt die energetische Transformation die Zukunft des Landes und stellt zugleich eine umfassende Antwort im globalen Kampf gegen den Klimawandel dar. Bis 2030 plant die Bundesregierung, den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung auf 80 Prozent zu erhöhen und die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu den Werten von 1990 um 65 Prozent zu reduzieren.

Ein Bericht zur Bewertung dieser Bestrebungen deckt den Fortschritt in den verschiedenen Sektoren auf und thematisiert die notwendigen Investitionen für die geplanten Maßnahmen. Mit einem Investitionsbedarf von 721 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 beleuchtet der Bericht die Relevanz dieser Unternehmungen für den Klimaschutz sowie ihren potenziellen Beitrag zum wirtschaftlichen Wachstum in Deutschland.

Entwicklungen in der Solarenergie und Windkraft

In den letzten Monaten hat sich der Anteil erneuerbarer Energien im Bruttostromkonsum merklich über die 50-Prozent-Marke erhoben, was einen signifikanten Meilenstein markiert. Bis zum ersten Quartal des Jahres 2024 kletterte dieser Anteil auf 56 Prozent. Besonders hervorzuheben ist der Zuwachs in der Photovoltaikbranche, der mit einer neu installierten Leistung von 13,6 Gigawatt (GW) nahezu eine Verdoppelung zum Vorjahreszubau darstellt und damit die anvisierten 9 GW übertrifft. Um die ambitionierten Regierungsziele zu erreichen, wird allerdings ab dem Jahr 2026 ein jährlicher Ausbau von mehr als 20 GW erforderlich sein.

Die Windenergie erlebte ebenfalls einen Anstieg an Dynamik:

  • Landgestützte Windenergie verzeichnete einen Zubau von 3,3 GW – das stärkste Wachstum seit dem Jahr 2017.
  • Der offshore Windenergie-Sektor baute um rund 0,3 GW aus.

Es muss betont werden, dass zur Erfüllung der Ausbauziele die Expansion der landgestützten Windenergie um den Faktor 1,7 und bei offshore Projekten sogar um den Faktor 9 gesteigert werden muss.

Betrachtet man andere Energiesektoren:

  • Im Wärmebereich lag der Anteil erneuerbarer Energien bei 18 Prozent.
  • Im Bereich der Mobilität wurde ein Anteil von 7 Prozent erreicht.

Es gab jedoch im Jahre 2023 Rückschläge in der Wärmewende. Unsicherheiten, bedingt durch die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz, führten zu einer Zunahme der Investitionen in Gasheizungen, obwohl deren Verkaufszahlen im vorhergehenden Jahr rückläufig waren. Nichtsdestotrotz stiegen die Verkaufszahlen von Wärmepumpen im besagten Jahr um rund 50 Prozent. Trotzdem sind gasbasierte Heizsysteme weiterhin die am meisten verkauften Wärmeerzeuger. Hinzu kommt ein Fachkräftemangel, der wahrscheinlich eine Verschiebung des weiteren Ausbaus von Wärmepumpen nach sich ziehen wird.

Als wesentlich wird angesehen, dass jede verfügbare Quelle, die effizient und umweltfreundlich Wärme liefert, ein Teil der Wärmewende sein sollte. Dazu zählen Wärmepumpen, Fernwärme und auch gasbasierte Systeme, die zukünftig mit erneuerbaren und dekarbonisierten Gasen wie Wasserstoff betrieben werden sollen.

Investitionsförderung des Wirtschaftswachstums durch die Energiewende

Die Umstellung auf eine nachhaltigere Energieversorgung erfordert in Deutschland tiefgreifende finanzielle Verpflichtungen. Bis zum Jahr 2030 belaufen sich die geschätzten Kosten auf 721 Milliarden Euro. Die bedeutendsten Ausgaben innerhalb dieses Budgets entfallen auf die Erweiterung der erneuerbaren Energieerzeugung (EE) mit einem Budget von 353 Milliarden Euro, was etwa 49 Prozent der Gesamtinvestitionen ausmacht.

  • Erneuerbare Energieerzeugung: 353 Milliarden Euro
  • Netzausbau (Übertragungs- und Verteilnetze): 281 Milliarden Euro
  • Fernwärme-Netze: 32 Milliarden Euro
  • Erzeugungskapazitäten für grüne Gase: 23 Milliarden Euro
  • Energiespeicher: 17 Milliarden Euro
  • Wasserstoff-Kernnetz: 15 Milliarden Euro

Diese Ausgaben sind nicht nur notwendige Investitionen für die Umsetzung der Energiewende, sondern sie fördern laut Metin Fidan, dem Leiter für Green Transformation bei EY in Europa West, auch das wirtschaftliche Wachstum und die regionale Wertschöpfung. Insbesondere die Produzenten von Investitionsgütern wie Windturbinen, Solarpanelen und Prozessanlagen für die Wasserstoffelektrolyse werden davon profitieren. Eine geschätzte jährliche Bruttowertschöpfung von etwa 52 Milliarden Euro, die 1,5 Prozent der Gesamtbruttowertschöpfung Deutschlands entspricht, wird durch diese Investitionen in die Energiewende möglich sein.

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Investitionsausbau unzureichend für Wachstumspotenzial

2023 erreichte die Bruttowertschöpfung in Deutschland etwa 28 Milliarden Euro, was nur 54 Prozent des möglichen Jahresoutputs darstellt. Diese Entwicklung trug dazu bei, den wirtschaftlichen Abschwung, verursacht durch den Konflikt in der Ukraine und die Energiekrise, zu mildern.

Im Sektor der Stromproduktion wurden von den potenziellen 27 Milliarden Euro lediglich 16,4 Milliarden Euro an Wertschöpfung erreicht. Im Gegensatz dazu stehen die Netzbereiche für Verteilung und Transport, wo mit 9,7 Milliarden Euro nahezu das gesamte Potenzial von 11,6 Milliarden Euro genutzt wurde.

Es bedarf einer Erhöhung der Investitionen in Erneuerbare Energien (EE), Stromnetzausbau, sowie weiteren Bereichen wie Fernwärme und Energiespeicherung, um das volle Potenzial auszuschöpfen.

Obwohl die Investitionen im Jahr 2023 eine höhere wirtschaftliche Leistung von 8,6 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr erbrachten, bleiben sie dennoch weit hinter dem erforderlichen Umfang zurück.

Verbesserung der Netzstabilität

Deutschlands Energienetz hat sich erheblich gefestigt, was sich in einer signifikanten Reduzierung der Ausfallzeiten der Stromversorgung zeigt. Seit 2006 ist die durchschnittliche Dauer ungeplanter Stromausfälle pro Endverbraucher auf fast die Hälfte zurückgegangen.

  • Versorgungsunterbrechung: Im Jahr 2022 betrug sie 12,2 Minuten pro Endverbraucher, was den langjährigen Durchschnitt von 14,76 Minuten unterschreitet.
  • Internationaler Vergleich: Diese Zahl stellt eine Spitzenleistung im internationalen Maßstab dar.
  • Einfluss erneuerbarer Energien: Trotz des zunehmenden Anteils erneuerbarer Energiequellen blieb die Versorgungssicherheit nicht nur konstant, sondern verbesserte sich sogar.

Diese robuste Netzstabilität spricht für den Wirtschaftsstandort Deutschland und betont die Zuverlässigkeit der Energieversorgung des Landes.

Finanzielle Zuweisungen zur Energiewende sichern die Zukunft

Investitionen in die Erneuerung des Energiesektors sind eine kluge Entscheidung für stabile und nachhaltige Energieinfrastrukturen. Es wird zunehmend anerkannt, dass die Förderung von Planungs- und Genehmigungsprozessen von essenzieller Bedeutung ist, um ambitionierte Ziele bis zum Jahr 2030 zu verwirklichen. Kerstin Andreae, Leiterin der BDEW, hebt hervor, dass trotz der bisherigen Fortschritte der Bedarf an Handlungen weiterhin hoch bleibt.

Es ist klar geworden, dass die Energiewende beträchtliche Investitionen erfordert. Während öffentliche Gelder eine Rolle spielen, ist es entscheidend, private Investitionen zu stimulieren. Unternehmen im Energiesektor sind bereits maßgeblich an der Finanzierung von Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeit und Widerstandsfähigkeit beteiligt.

Zu bedenken ist:

  • Langfristige Strategien benötigen substantielle finanzielle Ressourcen.
  • Die Gewinnung privaten Kapitals ist entscheidend für den Fortschritt.
  • Innovative Technologien und moderne Infrastrukturen stellen eine lohnende Investition dar, von der nachfolgende Generationen profitieren werden.
  • Investitionen können als Mittel gesehen werden, um sich aus wirtschaftlichen Krisen zu befreien und gleichzeitig Zukunftssicherheit zu schaffen.

Laut der jüngsten Mitteilung des BDEW verdeutlicht die derzeitige Lage die Notwendigkeit, die Dynamik bei der Installation erneuerbarer Energien zu erhöhen.

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