Hersteller zwingen Autovermieter zu E-Auto-Anteil: Bleiben auf Kosten sitzen

Die Autovermietungsbranche sieht sich mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert, insbesondere im Umgang mit Elektrofahrzeugen, die sich als kostenintensiver und weniger praktikabel erweisen als herkömmliche Verbrenner. Große Autovermieter wie Sixt und Hertz haben dies durch ihre Verträge mit Herstellern wie Tesla und BYD erfahren und stehen nun vor teuren Herausforderungen.

Beim Gespräch mit dem Manager Magazin hat Jens Hilgerloh, Chef von Starcar, einem der größten Autovermietungsunternehmen Deutschlands, die Hintergründe dieser Problematik erläutert. Trotz anfänglicher Umsatzerfolge meldete Sixt kürzlich erhebliche Verluste, vorwiegend aufgrund der sinkenden Restwerte von Elektrofahrzeugen. Diese Entwicklung wird von anderen großen Vermietern geteilt und verdeutlicht das derzeitige Dilemma der Branche.

Hersteller zwingen Vermieter mit Elektroautoanteil

Hertz kündigte an, bis zu 100.000 Fahrzeuge von Tesla und bis zu 65.000 von Polestar zu kaufen. Sixt plante, bis zu 100.000 BYD-Modelle in ihre Flotte zu integrieren. Obwohl man bereit war, Elektroautos aufzunehmen, konnten Volkswagen, BMW und Mercedes früher nicht die benötigten Mengen liefern.

Die Situation hat sich geändert: Hersteller können nun mehr Fahrzeuge anbieten, aber Kunden meiden Elektroautos bei Vermietern. Starcar berichtet, dass aktuell nur jedes zwanzigste Auto elektrisch ist.

Der Marktanteil von Elektroautos sank von 20 Prozent im Juli 2023 auf 12,2 Prozent im April 2024. Dies geschieht trotz einer zunehmenden Anzahl verfügbarer Elektromodelle und reduzierter Förderungen.

Einige Hersteller versuchen, Autovermieter zu zwingen, einen Teil ihrer Bestellungen auf Elektroautos umzustellen, oft ohne die üblichen Rücknahmevereinbarungen. Dies bedeutet, dass bei einer Fahrzeugbestellung ein gewisser Anteil elektrisch sein muss.

Viele Vermieter, wie Hilgerloh, lehnen dies ab, selbst wenn hohe Rabatte angeboten werden. Hertz musste aufgrund der gescheiterten Elektroauto-Offensive Abschreibungen in Höhe von 245 Millionen Dollar hinnehmen. CEO Stephen Scherr trat zurück, und Hertz reduzierte seine Elektroauto-Bestellungen massiv, verkaufte viele Fahrzeuge und bestellte stattdessen Verbrenner.

Wichtige Punkte:

  • Hertz: Bis zu 100.000 Tesla und 65.000 Polestar wurden angekündigt.
  • Sixt: Plante bis zu 100.000 BYD-Modelle aufzunehmen.
  • Hersteller: Volkswagen, BMW und Mercedes konnten früher nicht die benötigten Mengen liefern.
  • Aktuelle Lage: Hersteller können mehr Fahrzeuge anbieten, aber Kunden meiden Elektroautos.
  • Marktanteil: Elektroautos sanken von 20% (Juli 2023) auf 12,2% (April 2024).
  • Strategie: Hersteller zwingen Vermieter, einen Teil der Bestellungen auf Elektroautos umzustellen.
  • Ablehnung: Vermieter wie Hilgerloh lehnen dies ab, selbst bei hohen Rabatten.
  • Hertz Folgen: 245 Millionen Dollar Abschreibungen, Reduzierung der Bestellungen, Rücktritt von CEO Stephen Scherr.

Diese Maßnahmen zeigen die zunehmenden Herausforderungen für die Automobilindustrie im Bereich der Elektromobilität und die schwierige Position der Autovermieter in diesem Marktumfeld.

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Elektroautos für Vermieter impraktikabel

Sixt hat für 2024 einen operativen Gewinn von 350 bis 450 Millionen Euro geplant, indem der Anteil an Elektroautos in der Flotte stark reduziert und die Bestellung von neuen Teslas vorübergehend komplett eingestellt wurde. Tesla bietet keine Rückkaufvereinbarungen zu festen Konditionen an, was es für die Vermieter schwierig macht, gebrauchte Elektroautos weiterzuvermarkten. Laut Hilgerloh gibt es eine geringe Nachfrage nach gebrauchten E-Autos, was den Verkauf dieser Fahrzeuge erschwert.

Das Handling von Elektroautos ist für Vermieter zudem komplizierter. Während das Tanken eines Verbrenners nur etwa 15 Minuten dauert, kann das Aufladen eines Elektroautos drei bis sechs Stunden in Anspruch nehmen, wenn keine Schnellladestation verfügbar ist. Dies stellt eine bedeutende Herausforderung dar, besonders an großen Mietstationen mit 150 bis 250 Fahrzeugen und 30 bis 50 täglichen „Check-outs“. Die vorhandene Ladeinfrastruktur reicht oft nicht aus, um eine solche Menge an Fahrzeugen effizient zu bewältigen, da Vermieter ihre Standorte häufig nur mieten und die Eigentümer nicht in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investieren wollen.

Elektroautos sind seit dem Wegfall von Subventionen in der Anschaffung deutlich teurer. Der Strompreis und die Ersatzteilkosten, insbesondere für Batterien, sind ebenfalls hoch. Kunden, die Elektroautos mieten, tun dies meist aus Überzeugung, müssen jedoch bereit sein, höhere Kosten zu tragen. Obwohl die Hersteller dieses Problem erkannt haben und nach Lösungen suchen, bleibt der Markt für Vermieter derzeit uninteressant. Elektroautos bieten zurzeit keine praktikablen und rentablen Lösungen für Vermieter.

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