China hat in jüngster Zeit verstärkt auf den Range Extender gesetzt, eine Technologie, die maßgeblich zur Mobilitätswende beiträgt. Ein Range Extender ist ein kleiner Motor mit Generator, der anspringt und die Batterie eines Elektroautos auflädt, wenn der Strom knapp wird. Diese Technologie wird in China mittlerweile in allen Fahrzeugklassen genutzt, was europäischen Herstellern Anlass gibt, ihre Strategien zu überdenken. Während der Range Extender in Europa bisher wenig Erfolg hatte, erlebt er in China eine wahre Renaissance.
Auf dem Wiener Motorensymposium im April wurde die prominente Rolle des Range Extenders in der zukünftigen Mobilität klar hervorgehoben. Günter Fraidl, Senior Vice President bei AVL List, einem globalen Unternehmen für Automobilkomponenten, betonte in seiner Keynote die erneute Bedeutung dieser Technologie in Asien. Diese Entwicklung zwingt europäische Hersteller, ihre bisherigen Konzepte zu überdenken und möglicherweise neue Wege zu gehen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
In Europa gefloppt
Der BMW i3 galt einst als beispielhaft für fortschrittliche Elektromobilität. Das Fahrzeug wurde in verschiedenen Versionen angeboten, darunter eine reine Elektrovariante und eine mit Range Extender. Diese Version war jedoch um 5000 Euro teurer und 120 Kilogramm schwerer.
Dieses zusätzliche Gewicht erschien besonders unzeitgemäß, da der i3 auf leichtgewichtiges Carbon setzte. Zudem fasste der Tank der Range-Extender-Variante lediglich neun Liter Treibstoff. Dies lag daran, dass der i3 ansonsten nicht mehr als Elektroauto eingestuft worden wäre.
Elektrofahrzeuge in China
In China zeigt sich ein anderes Bild. Der Markt für New Energy Vehicles (NEV) umfasst hauptsächlich drei Technologien:
- Battery Electric Vehicles (BEV): 68 Prozent Marktanteil im Jahr 2023
- Plug-in-Hybride (PHEV): 24 Prozent Marktanteil
- Elektrofahrzeuge mit Range Extender (EREV): neun Prozent Marktanteil
Marktwachstum und Marktanteile
Besonders bemerkenswert ist das Wachstum der EREV. Seit 2021 haben sie ihren Absatz um 492 Prozent gesteigert.
Eine wichtige Rolle spielt dabei die Marke Li Auto. Das Unternehmen setzt bewusst auf Range Extender und hat es geschafft, durch den Bau hochwertiger Fahrzeuge das Ansehen dieser Technologie zu verbessern.
Ladeinfrastrukturprobleme
Selbst in China gibt es trotz des schnellen Ausbaus und staatlicher Förderung immer noch Lücken in der Ladeinfrastruktur. Dies bestätigt auch der Vertreter von Aurobay, einem Joint-Venture von Geely und Renault. Das Unternehmen liefert Motoren und Getriebe für Marken wie Volvo, Polestar und Lynk&Co und hat auf dem Wiener Motorensymposium Pläne für einen neuen Range Extender vorgestellt.
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Stau an den Ladepunkten vermeiden
Zu den Feiertagen und in den Urlaubszeiten sind viele chinesische Familien unterwegs, was zu Engpässen an Ladepunkten führen kann. Range Extender können diese Situation entspannen und eine reibungslosere Reise ermöglichen. Im Alltagsbetrieb fahren die Fahrzeuge fast ausschließlich elektrisch, wobei etwa 85 Prozent der zurückgelegten Kilometer elektrisch bestritten werden.
Im Wettbewerb um Marktanteile sind Range Extender unverzichtbar. Der Verkauf von Fahrzeugen mit dieser Technologie steigt schneller als der Gesamtmarkt. Dies zeigt sich auch in den jüngsten Ankündigungen der Hersteller in China.
- Dongfeng Motor hat den Geländewagen Aeolus L7 vorgestellt, der zwischen Plug-in-Hybrid und Range-Extender wechseln kann.
- Deepal, eine Tochtergesellschaft von Chongqing Changan Automobile, hat mit dem G318 SUV das NEV-Programm erweitert.
- Geely will mit der neuen Generation ihres Hybridsystems eine Reichweite von 2.000 Kilometern mit vollem Tank und vollem Akku erreichen.
- Xiaomi entwickelt ebenfalls ein Auto mit Range-Extender, dessen Details noch 2024 veröffentlicht werden sollen.
Durch diese technologischen Fortschritte können Engpässe an Ladepunkten zu Spitzenzeiten reduziert werden.
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Skalierbarkeit ist entscheidend
Die Erfolgsfaktoren der Range Extender-Technologie liegen besonders in ihrer Skalierbarkeit, die auf zwei wesentlichen Argumenten basiert. Erstens spielt für den Endkunden die Herkunft des Motors, der die Batterie lädt, keine Rolle. In China hat der 1,5-Liter-Benzinmotor breite Akzeptanz gefunden. Dieses Modell ist bei allen Herstellern und Zulieferern verfügbar, was bedeutet, dass hohe Aufpreise, wie sie beim i3 auftraten, vermieden werden können.
Zum anderen ist die Batterie das kostspieligste und schwerste Bauteil eines Elektrofahrzeugs. Bei einem Range Extender ist die Batteriegröße nur etwa halb so groß, was nicht nur Kosten senkt, sondern auch das Fahrzeuggewicht reduziert. Aurobay vermerkt, dass im Premium-SUV-Segment Einsparungen von bis zu 6000 Euro möglich sind, da dort die Batterien besonders große Kapazitäten erfordern.
Vorteile der Skalierbarkeit:
- Kostenreduktion: Durch reduzierte Batteriegrößen und Standardisierung.
- Gewichtsersparnis: Kleinere Batterien verringern das Fahrzeuggewicht erheblich.
- Verbreitung: Eine breite Verfügbarkeit standardisierter Motoren.
Ob europäische Hersteller diesen Ansatz in China übernehmen werden, bleibt abzuwarten, da bisherige Ankündigungen diesbezüglich ausstehen.