Wenn das Stromnetz an seine Kapazitätsgrenzen stößt, sind spezialisierte Maßnahmen zur Stabilisierung erforderlich. Solche Eingriffe, häufig als Netzengpassmanagement bekannt, entlasten das Netz, führen jedoch zu höheren Kosten und CO2-Emissionen.
Der schnellstmögliche Ausbau des Stromnetzes kann hier Abhilfe schaffen. Eine fortlaufende Stromversorgung in Deutschland setzt eine enge Zusammenarbeit aller Netzbetreiber voraus.
Der Strom kann nämlich nur dann dorthin gelangen, wo er gebraucht wird, wenn die Übertragungsleitungen genügend Kapazität haben.
Die Netzbetreiber verwenden dabei Last- und Wetterprognosen sowie die geplante Stromerzeugung, um mögliche Engpässe zu identifizieren. Wenn ein Engpass vorhersehbar ist, wird in Regionen mit hoher Stromeinspeisung die Stromerzeugung gedrosselt und in Nachfragespitzenregionen erhöht.
Diese Maßnahmen, als Redispatch bezeichnet, greifen auf erneuerbare Energien sowie Marktkraftwerke und Netzreservekraftwerke zurück. Der Ausbau erneuerbarer Energien stellt das Stromnetz vor neue Herausforderungen, sodass in den letzten Jahren zunehmend Redispatching erforderlich wurde.
2018 lag das Volumen bei 21,2 Terawattstunden, 2023 bei 34,3 Terawattstunden. Die damit verbundenen Kosten erreichten 2022 ihren Höhepunkt mit 4,2 Milliarden Euro.
Durch diese Maßnahmen steigen auch die CO2-Emissionen. Im Jahr 2023 wurden etwa 9,5 Megatonnen CO2 ausgestoßen, 1,5 Megatonnen mehr als im Vorjahr.
Gleichzeitig wurden 4,8 Megatonnen CO2 durch Drosselung der Erzeugung vermieden, 1,5 Megatonnen weniger als im Vorjahr. Der Nettoausstoß für 2023 entspricht etwa dem CO2-Ausstoß einer Stadt mit 455.000 Einwohnern.
Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass 2022 mehr Windkraft gedrosselt wurde und stattdessen verstärkt Kohle- und Erdgaskraftwerke genutzt wurden.
Kostenentwicklung 2023:
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Jahr | Kosten (Mrd. Euro) |
---|---|
2018 | 2,1 |
2022 | 4,2 |
2023 | 3,1 |
Diese Kosten werden über die Netzentgelte an die Verbraucher weitergegeben. Der Netzausbau ist der bedeutendste Hebel, um die Netzengpassmaßnahmen zu minimieren.
Kritisch ist beim Redispatch, dass ein Großteil des gedrosselten Stroms aus erneuerbaren Energien stammt.
In verschiedenen Bundesländern zeigen sich die Herausforderungen der deutschen Stromversorgung deutlich. Im Norden, wie in Niedersachsen, wurden 2023 etwa 4,4 Terawattstunden Strom, hauptsächlich Windkraft, gedrosselt, während 0,9 Terawattstunden zusätzlicher Strom erzeugt werden mussten.
Redispatch nach Bundesland 2023:
Bundesland | Gedrosselte Stromerzeugung (TWh) | Zusätzliche Stromerzeugung (TWh) |
---|---|---|
Niedersachsen | 4,4 | 0,9 |
Nordrhein-Westfalen | – | 3,4 |
In Nordrhein-Westfalen sieht das Bild anders aus. Aufgrund hoher Nachfrage wurde 2023 dort 3,4 Terawattstunden mehr Strom benötigt, hauptsächlich aus Kohle- und Erdgaskraftwerken.
Die schleppende Entwicklung des Netzausbaus verschärft den Redispatch-Bedarf, da er nicht mit dem Wachstum neuer Kraftwerkskapazitäten und regionalen Stromnachfrageentwicklungen mithält.
Vorzugsweise sollte Netzausbau durch oberirdische Freileitungen erfolgen, um die Geschwindigkeit zu erhöhen. Auch der Netzbetrieb verlangt Optimierung, beispielsweise durch die Integration gesteuerten Ladens von Elektroautos und deren Netzeinbindung über Technologien wie Vehicle-to-Grid (V2G).
Batteriespeicher wie Grid Booster könnten zusätzlich zur Stabilität des Netzes beitragen.
Weitere Maßnahmen:
- Erzeugungskapazitäten an nachfragestarken Standorten ausbauen: Neue Kraftwerke und Speicher dort installieren, wo der Strombedarf am höchsten ist.
- Investitionshemmnisse abbauen: Politische Maßnahmen zur Förderung des Netzausbaus und der Stromerzeugungskapazitäten.
Der kombinierte Ansatz aus Netzverstärkung und effizientem Betrieb ist essenziell, um die Herausforderungen zu bewältigen und eine stabile Stromversorgung sicherzustellen.