Volkswagens E-Auto-Strategie: Eine Stadt leidet unter den Folgen

Die wirtschaftliche Lage Emdens ist eng mit den Entwicklungen bei Volkswagen verknüpft. Wenn der Automobilkonzern ins Schwanken gerät, spürt die Stadt die Auswirkungen unmittelbar.

Aktuell steht VW vor Herausforderungen im Bereich der Elektromobilität, was gezeigt hat, wie verletzlich die Stadt ist, wenn große Industriezweige ins Stocken geraten.

Im ersten Halbjahr dieses Jahres konnte Volkswagen 317.200 Elektrofahrzeuge absetzen, was einen geringen Prozentsatz des Gesamtabsatzes ausmacht. Besonders beim Modell ID4 sanken die Verkaufszahlen deutlich und komplexe Faktoren wie hohe Preise ohne Kaufprämien und unzureichende Ladeinfrastruktur erschweren den Absatz.

Vor diesem Hintergrund durchläuft der Konzern eine schwierige Phase, die an frühere Krisen erinnert.

Wenn in Wolfsburg leise geweint wird, wird in Emden gejammert

In Emden, ein bedeutendes Werk von VW, wurden in den letzten Jahren erhebliche Investitionen getätigt. 1,2 Milliarden Euro flossen in die vollständige Umgestaltung der Anlage.

Zuvor ein Produktionsort des erfolgreichen Passats, hat das Werk nun die Herausforderung übernommen, den ID4 zu fertigen, ein Modell, das bislang nicht die gewünschten Erfolge einbrachte.

Bis Ende des Jahres soll die Umstellung auf elektrische Modelle vollständig abgeschlossen sein. In Emden sollen dann ausschließlich die E-Modelle ID4 und ID7 vom Band laufen.

Die Abhängigkeit des Standorts von den Erfolgen von VW zeigt sich deutlich. Rund 7000 Mitarbeiter von VW, Zulieferer sowie Hafenarbeiter, die die komplexe Logistik der Autoteile bewältigen, sind direkt betroffen.

Die lokale Wirtschaft wurde ebenfalls angepasst. Ein spezieller Zulieferpark bietet günstige Flächen für Partnerunternehmen von VW.

Dies unterstreicht die Solidarität und gegenseitige Unterstützung in der Region des norddeutschen Standorts. Diese Infrastruktur ist bisher ein wesentlicher Faktor für die wirtschaftliche Aktivität und Zusammenarbeit im Norden.

Für die Hafenstadt ist Volkswagen ein „echter Schwergewicht“

In der Hafenstadt Emden steht Volkswagen an der Spitze der Steuerzahler und spielt eine entscheidende Rolle in der städtischen Wirtschaft. Der Bürgermeister Tim Kruithoff, der als Unabhängiger mit Unterstützung von mehreren Parteien in sein Amt kam, betont die bedeutende Position von VW.

Das wirtschaftliche Auf und Ab bei Volkswagen belastet jedoch die Einnahmen aus der Gewerbesteuer.

Emden, das sich gerne als liebenswerte und lebenswerte Stadt präsentiert, sieht sich aktuell mit mehreren Herausforderungen konfrontiert. Neben VW betrifft dies auch die Meyer Werft in Papenburg, den zweitgrößten Arbeitgeber der Region.

Die Werft hat mit Auftragseinbrüchen zu kämpfen, was teilweise durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie verursacht wurde. Auch die Zahlungsmodalitäten der Kunden, die erst bei Bauabschluss leisten, verschärfen die Situation.

Als Reaktion musste bereits Bundeskanzler Olaf Scholz Unterstützung in Form staatlicher Finanzhilfen zusichern. Emden steht somit vor der Herausforderung, die wirtschaftlichen Unsicherheiten bei entscheidenden Arbeitgebern in der Region zu bewältigen.

Dies erfordert eine flexible und anpassungsfähige Handhabe der Stadtleitung.

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Schlimmstenfalls könnte die Kommunalaufsicht eingreifen

Emden plant für das laufende Jahr mit einem Gesamthaushalt, der Einnahmen von 200 Millionen Euro vorsieht, während die Ausgaben um 30 Millionen Euro höher angesetzt sind. Diese finanzielle Diskrepanz hat gegen Ende des letzten Jahres bei der niedersächsischen Kommunalaufsicht Besorgnis ausgelöst, da sie für die Genehmigung des Haushalts verantwortlich ist.

Im Gegensatz zu den Praktiken größerer Städte wie Berlin, wo hohe Ausgaben oft an der Tagesordnung sind, kann dies in Emden ernste Konsequenzen haben.

Im Extremfall könnte die Kommunalaufsicht aus Hannover intervenieren und einen Staatskommissar entsenden, der die Verwaltung der Stadt übernimmt. Dies wäre ein erheblicher Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung, was auch vom Landesinnenministerium unterstrichen wurde.

Für Kruithoff und den Stadtrat würde dies praktisch die Entmachtung bedeuten.

In Reaktion darauf hat Emdens Führung beschlossen, erheblich zu sparen. Ein Einsparpaket in Höhe von acht Millionen Euro wurde vorgeschlagen.

Dieses Paket sieht Kürzungen vor allem in der Verwaltung und bei freiwilligen Leistungen vor. Einrichtungen wie Schwimmbäder und Sportvereine sowie Bürgervereine müssen mit weniger Mitteln auskommen.

Emden muss nicht nur sparen, sondern auch mehr Einnahmen erzielen

Die Stadt Emden steht vor großen finanziellen Herausforderungen. Um die Zukunft aktiv zu gestalten, müssen nicht nur Ausgaben gesenkt, sondern auch neue Einnahmequellen erschlossen werden.

Durch die geplante Einführung der Bettensteuer sollen zusätzliche Mittel generiert werden, auch wenn lokale Hotels ihren Unmut darüber zum Ausdruck gebracht haben. Sie befürchten, dass der Ruf Emdens als „liebens- und lebenswert“ durch neue Abgaben getrübt werden könnte.

Ein weiteres Beispiel für strategische Bemühungen der Stadt ist die Erhöhung der Parkgebühren, um den städtischen Haushalt zu stärken. Ebenso wird eine Anpassung der Hundesteuer in Betracht gezogen, um die Einnahmenseite zu verbessern.

Kruithoff, der Oberbürgermeister, unterstreicht die Bedeutung dieser Maßnahmen.

Gleichzeitig setzt Emden auf die Ansiedlung neuer Industrien. Diplome für Fertigungsstätten in der Wasserstoffproduktion sowie Batteriezellenherstellung werden als langfristige Lösungen angesehen, obwohl die Verhandlungen noch im Anfangsstadium sind.

Herausforderungen bestehen, da viele Interessenten momentan eher ausländische Standorte bevorzugen.

Neuigkeiten aus dem Automobilsektor zeigen erste positive Signale: Der Umstieg des städtischen Dienstwagens auf das Modell ID7 symbolisiert Emdens technologischen Fortschritt und die lokale Produktion. Dies stellt einen kleinen, aber bedeutenden Schritt zur Stärkung der städtischen Wirtschaft dar.

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