E-Autos „schmutzig“: Neue EU-Pläne benachteiligen deutsche E-Autos und Batterien

Der deutsch-europäische Automobilsektor steht vor einer herausfordernden Umstellung. Eine neue EU-Verordnung zielt darauf ab, die Klimafreundlichkeit von Batterien in Elektrofahrzeugen zu erhöhen.

Elektroautos sind im Betrieb deutlich emissionsärmer als herkömmliche Verbrennungsfahrzeuge. Die Umweltbelastung während der Produktion, insbesondere der Batterien, bleibt jedoch ein großes Problem.

Die geplanten Regelungen sollen nachhaltigere und CO2-arme Batterien fördern.

Hersteller unterstützen die Grundidee dieser Initiative, sehen sich jedoch komplexen Herausforderungen gegenüber. Die vorgeschlagenen Maßnahmen könnten den deutschen Markt erheblich beeinflussen und eventuell auch die Produktionsmöglichkeiten einschränken.

Die Risiken, die von Vertretern der Branche benannt werden, heben die Unsicherheiten und potenziellen Nachteile dieser Regulierung hervor.

EU-Regel erklärt alle deutschen Batterien als schmutzig, obwohl sie es nicht sind

In einem neuen Ansatz, der von Brüssel vorgeschlagen wurde, werden die Emissionen von Batterien basierend auf den nationalen Strommixen berechnet. Diese Methode ignoriert den tatsächlichen Stromverbrauch bei der Batterieproduktion.

Deutschland, das etwa ein Drittel seines Stroms aus Gas und Kohle bezieht, weist demnach höhere CO2-Emissionen pro Kilowattstunde auf. Im Vergleich dazu nutzen Schweden und Frankreich mehr kohlenstoffarme Energiequellen wie Wind, Wasser, und Atomkraft.

Deutschland überschreitet mit 380 Gramm CO2 pro Kilowattstunde die Emissionen von Frankreich und Schweden bei weitem.

Die Folge dieser Regelung: Deutsche Batterien gelten unabhängig von ihrer tatsächlichen Produktionsweise als besonders schmutzig. Beispielsweise wird ein Hersteller, der auf vollständig umweltfreundlichen Windstrom setzt, schlechter eingestuft als ein Unternehmen in Frankreich, das einen Teil seiner Energie aus Kohle bezieht.

Diese diskriminierende Regelung vernachlässigt die individuellen Energiepraktiken und setzt auf nationale Durchschnittswerte.

Dieser Vergleich erinnert an die Angabe des durchschnittlichen Alkoholgehalts auf Bierflaschen, ohne Berücksichtigung der tatsächlichen Inhalte. Es macht es schwierig, die tatsächlichen Umweltbemühungen einzelner Hersteller zu erkennen und zu würdigen.

Die Regel verzerrt das Bild der tatsächlichen Emissionen und benachteiligt letztlich jene, die sich aktiv um eine klimafreundlichere Produktion bemühen.

Risiko 1: Batterieproduktion in Deutschland nicht mehr rentabel

Die Einführung einer neuen Verordnung könnte die Rentabilität Deutschlands als Produktionsstandort für Batterien erheblich beeinträchtigen. Zum Beispiel hat der Hersteller Northvolt seine hochsubventionierte Fabrik bewusst in der Nähe der Nordsee in Heide errichtet, um von den hohen Anteilen an Ökostrom zu profitieren.

Wird der deutsche Strommix berücksichtigt, könnten die in Heide produzierten CO2-armen Batterien im Vergleich zur Produktion in Schweden als qualitativ minderwertig angesehen werden. Dies stellt eine Gefahr für den Standort und die Milliardeninvestitionen des Bundes dar.

Darüber hinaus gilt die neue Regelung auch für deutsche Elektroautos, die als umweltfreundlicher präsentiert werden. Obwohl große Summen in die Nachhaltigkeit investiert wurden, erscheinen Fahrzeuge von VW, BMW und Mercedes nun im Vergleich zu internationalen Konkurrenten als weniger umweltfreundlich.

Hersteller haben dabei nur begrenzte Kontrolle über den Strommix und sind daher oft machtlos.

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Gefahr 2: Deutschland könnte keine Batterien mehr produzieren

Die Europäische Union plant, eine maximale CO2-Emission für die Herstellung von Batterien festzulegen. Diese Obergrenze wird basierend auf aktuellen Emissionen in bestehenden Fabriken berechnet.

Ab 2028 dürfen Batterien mit zu hohen Emissionen nicht mehr in der EU verkauft werden.

Obwohl diese Regelung die heimische Industrie vor billigen Importen mit hohem CO2-Ausstoß schützen könnte, birgt sie auch Herausforderungen. Deutsche Hersteller könnten in Schwierigkeiten geraten, wenn die EU ihre Entscheidung aufgrund der CO2-Emissionen der Länder trifft.

Der durchschnittliche Emissionswert in Deutschland könnte die strengen Vorgaben übersteigen, trotz nachhaltiger Produktionsmethoden. Dies könnte im schlimmsten Fall zur Schließung von Produktionsstätten führen, da sie die Anforderungen nicht mehr erfüllen könnten.

Verbände üben Kritik an den Plänen der EU

Der Verband der Automobilindustrie in Deutschland äußert deutliche Bedenken gegenüber den Plänen der EU. Der Präsidentin Hildegard Müller zufolge verlieren Produzenten ihren Anreiz, die CO2-Emissionen in ihrer Produktion zu mindern.

Dies könnte die Bestrebungen, den Sektor nachhaltiger zu gestalten, gefährden.

Ein wesentlicher Kritikpunkt ist die Missachtung des lokalen Strommixes der Unternehmen und der gezielten Einkäufe nachhaltigen Stroms, etwa aus Windparks. Ursprünglich wurden diese Aspekte im Gesetzesentwurf berücksichtigt, doch nun sind sie im neuen Entwurf nicht mehr enthalten.

Auch in der Batterieindustrie gibt es ähnliche Sorgen. Michael Krausa hebt hervor, dass die neue EU-Berechnungsweise Investitionen in besonders umweltfreundliche Batteriefabriken unattraktiv macht.

Er befürchtet, dass Anstrengungen, die CO2-Emissionen zu senken, künftig weniger lohnend sein werden.

Entscheidung noch in diesem Jahr

Die EU hat den Entwurf noch nicht endgültig beschlossen und bearbeitet derzeit die zahlreichen Einwände von Politikern, Verbänden und Unternehmen. Insgesamt wurden 127 Einwände eingereicht.

Eine Entscheidung wird im Laufe dieses Jahres erwartet.

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