Laut Experten: Deutschland muss diesen Schritt wagen, damit E-Auto-Wende gelingt

Bis 2030 plant die Bundesregierung, insgesamt 15 Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen zu haben. Eine neue Untersuchung von Agora Verkehrswende und Boston Consulting Group zeigt jedoch, dass dieses Ziel ohne zusätzliche Maßnahmen weit verfehlt wird.

Stattdessen wird das Land voraussichtlich nur neun Millionen Elektroautos erreichen.

Dieser Rückstand ist unter anderem auf geplante höhere Zölle für chinesische Elektroautos durch die Europäische Union zurückzuführen. Diese Zölle könnten nicht nur die Preise für Kundinnen und Kunden steigen lassen und das Wachstum der E-Mobilität verlangsamen, sondern auch die deutsche Autoindustrie gefährden.

Es wird argumentiert, dass staatliche Maßnahmen erforderlich sind, um das ursprünglich gesetzte Ziel zu erreichen.

Mehr China wagen?

Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende, betont die Bedeutung der Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen zur Erreichung der Klimaziele und zur Sicherung des Automobilstandorts Deutschland. Er argumentiert, dass ein schneller Übergang zur Elektromobilität, inklusive der Beteiligung chinesischer Firmen, zu größerer Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit führe.

Europäische Wertschöpfungsketten für Batterien erhöhen die Unabhängigkeit von Chinas Marktvorherrschaft.

Durch die Ansiedlung chinesischer Unternehmen in Europa nach gemeinsamen Spielregeln wird mehr Wertschöpfung generiert als durch Importe. Kooperationen bieten die Chance, technologische Rückstände, insbesondere im Bereich der Batterien, aufzuholen.

Prognosen zeigen, dass China einen Marktanteil von 15 Prozent am Bestand der Elektroautos in Deutschland erzielen könnte, was etwa 2,2 Millionen Fahrzeugen entspricht. Im ersten Quartal 2024 lag dieser Anteil bei zehn Prozent.

Chinesische Produkte, vor allem im Segment der niedrigpreisigen Kleinfahrzeuge, können die Verbreitung von E-Autos in Europa beschleunigen. Diese Aspekte sollten in den Debatten der Bundesregierung und der EU über Zölle berücksichtigt werden.

Eine rasche Integration chinesischer Innovationen könnte somit einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg der Elektromobilität in Europa leisten.

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„Wahrscheinlich ist es die letzte Chance“

Die Autorinnen und Autoren betonen, dass es nicht ausreiche, sich allein auf chinesische Unterstützung zu verlassen. Stattdessen müssten alle politischen und wirtschaftlichen Mittel eingesetzt werden, um die Marktumstellung zu beschleunigen.

Eine Reform der Kfz- und Dienstwagenbesteuerung könnte E-Autos günstiger und Benzinfahrzeuge teurer machen. Gesetzliche Vorgaben für Hersteller und gewerbliche Flotten könnten ebenfalls dazu beitragen, die Anzahl der elektrischen Fahrzeuge zu erhöhen.

Der zügige Ausbau von Ladesäulen könnte weiteren Berechnungen zufolge 300.000 zusätzliche E-Autos auf die Straßen bringen.

Um das Ziel von 15 Millionen E-Autos zu erreichen, sind verschiedene Maßnahmen nötig. Wirtschaftliche Anreize, regulatorische Eingriffe und Unterstützung aus China sind essenziell.

Diese Maßnahmen könnten auch den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken. Schätzungen zufolge wird die Automobilbranche bis 2030 etwa acht Prozent der Arbeitsplätze verlieren.

Gleichzeitig entstehen neue Jobs in Bereichen wie Batterieproduktion, erneuerbare Energien und Ladeinfrastruktur.

Das Festhalten am Verbrennungsmotor sei besonders schädlich. Je länger der Umstieg auf Elektromobilität verzögert wird, desto mehr Arbeitsplätze gehen verloren – auch ins Ausland.

Hochfeld fordert daher den Abschied von Diskussionen über E-Fuels und Wasserstoff im Pkw-Sektor, da diese keine praktikable Alternative darstellen. Diese Debatten halten potenzielle Kunden heute schon vom Umstieg ab.

Ein entschlossener Wechsel zur Elektromobilität sei unerlässlich, denn jetzt sei der günstigste Zeitpunkt: „Wahrscheinlich ist es die letzte Chance.“

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