Deutschland, bekannt für seine renommierten Automarken wie Volkswagen, Audi und Mercedes, sieht sich derzeit mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Neue Zahlen verdeutlichen einen signifikanten Rückgang der Absätze in den letzten Monaten, besonders in einer Region, die für ihren Markt von größter Bedeutung ist.
Von April bis Juni lieferte Volkswagen 2,24 Millionen Fahrzeuge aus, was einem Rückgang von 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Audi, eine Tochtergesellschaft von Volkswagen, verzeichnete ebenfalls einen drastischen Absatzrückgang um 8,2 Prozent, wobei lediglich 833.000 Fahrzeuge ausgeliefert wurden.
Auch Mercedes-Benz hatte Schwierigkeiten, den Absatz auf dem bisherigen Niveau zu halten, mit einem Rückgang um vier Prozent bei Pkw-Verkäufen im zweiten Quartal.
Beim Geschäft mit den Stromern läuft es allenfalls durchwachsen
Audi-Vertriebschefin Hildegard Wortmann betonte, dass im intensiven Wettbewerbsumfeld in China nachhaltige Wertschöpfung wichtiger sei als höhere Volumen. Diese Herangehensweise betrifft auch den Bereich E-Mobilität.
Volkswagen lieferte zwischen Januar und Juni 317.200 Elektroautos aus, was leicht weniger ist als im vorherigen Halbjahr. Insbesondere in den USA und Westeuropa sank der E-Auto-Absatz um 15 Prozent im Vergleichszeitraum.
Trotzdem stieg der Auftragsbestand für Elektroautos in Westeuropa leicht auf 170.000 Stück.
Audi verzeichnete mit 76.700 verkauften Stromern einen kleinen Lichtblick. Dies entspricht einem Anstieg von 1,3 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2023.
Im Vergleich dazu war der Zuwachs zum Vorjahr mit 51 Prozent jedoch deutlich höher.
Beim Konkurrenten Mercedes sieht es schlechter aus. Im zweiten Quartal wurden 45.800 Elektroautos verkauft, was einem deutlichen Rückgang von 25 Prozent zum Vorjahresquartal entspricht.
Nur noch jedes 13. verkaufte Auto war vollelektrisch, während es im ersten Quartal noch jedes 10.
war.
Absatzentwicklung:
Marke | Zeitraum | Verkaufszahlen | Veränderung zum Vorjahr |
---|---|---|---|
Audi | H1 2024 | 76.700 | +1,3 % |
Mercedes | Q2 2024 | 45.800 | -25 % |
Die Nachfrage nach Elektroautos zeigt in den genannten Märkten eine gemischte Entwicklung. Während Audi ein leichtes Plus verzeichnet, verliert Mercedes weiterhin Absatz.
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Chinesische Rivalen erobern ihren Heimatmarkt zurück
Ein erheblicher Druck auf die Autobauer entsteht durch ein schwaches Geschäft in China. Hinsichtlich des Gesamtmarktes zeigt der Bericht des Datendienstleisters Marklines, dass chinesische Hersteller immer mehr Marktanteile gewinnen.
Zwischen Januar und Juni lag der Fahrzeugabsatz bei durchschnittlich 2,34 Millionen Einheiten pro Monat. Dies stellt eine Steigerung von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahresdurchschnitt und von 17 Prozent gegenüber 2022 dar.
Hersteller wie BYD, Geely und Chery verzeichnen bedeutende Zuwächse. Im Juni stieg der Absatz von BYD laut Marklines um 21,1 Prozent.
Geely und Chery erreichten 17,1 Prozent bzw. 53,6 Prozent mehr verkaufte Fahrzeuge im Vergleich zum Vorjahr.
Andere Hersteller mussten hingegen Verluste hinnehmen. Das Joint Venture FAW-VW, bestehend aus dem Staatskonzern FAW sowie Volkswagen und Audi, verzeichnete im Juni einen Rückgang von 25,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Dieser Trend zeichnete sich bereits im Mai ab. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wuchs der gesamte Absatz in China um 1,5 Prozent.
Die größten Gewinner dieses Wachstums waren chinesische und koreanische Marken mit Anstiegen von 18,4 Prozent bzw. 26,9 Prozent.
Der Absatz anderer internationaler Hersteller, einschließlich deutscher, amerikanischer und japanischer Unternehmen, ging hingegen im zweistelligen Bereich zurück.
Chinesische Marken gewinnen somit immer mehr an Einfluss und setzen sich gegenüber internationalen Konkurrenten zunehmend durch. Diese Entwicklung stellt große Herausforderungen für ausländische Hersteller dar, die um ihren Platz im wichtigen chinesischen Markt kämpfen müssen.
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Deutschlands Autobauer hoffen auf ein starkes zweites Halbjahr
Mercedes rechnet im Wachstumsmarkt China mit einem Aufschwung im zweiten Halbjahr 2024. Die Einführung neuer Modelle wie der G-Klasse und die volle Verfügbarkeit des Produktportfolios spielen dabei eine zentrale Rolle.
Auch VW zeigt sich optimistisch. Vertriebschefin Wortmann erwartet aufgrund wichtiger neuer Modelle einen leichten Anstieg der weltweiten Auslieferungen im zweiten Halbjahr.
Dieses Vertrauen steht jedoch im Kontrast zu der kürzlich gesenkten Prognose des Konzerns.
Nach dem ersten Quartal bestätigte Volkswagen eine angestrebte Jahresumsatzrendite von 7,5 Prozent. Aktuell wurde diese jedoch auf 7,0 Prozent reduziert.
Grund dafür sind mögliche Kosten durch Audis Werk in Brüssel, wo nur der Q8 e-tron produziert wird, aber die Nachfrage gering ist. Eine Schließung des Werks wird erwogen, was hohe Kosten verursachen könnte.
Volkswagen rechnet mit bis zu 2,6 Milliarden Euro an Belastungen. Dies betrifft nicht nur Volkswagen.
Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies sieht darin einen Teil eines umfassenden Effizienz- und Umbauprogramms bei Volkswagen. Er geht davon aus, dass ähnliche Restrukturierungsmaßnahmen in der gesamten europäischen Automobilindustrie folgen werden.
Auto-Aktien hinken dem Dax meilenweit hinterher
Die Aktien der großen deutschen Automobilhersteller zeigen klar rückläufige Tendenzen, im Gegensatz zur positiven Entwicklung des Dax. Volkswagen verzeichnete dabei einen Rückgang von etwa 20 Prozent in den letzten zwölf Monaten.
Auch die Papiere von Mercedes mussten Verluste hinnehmen, wenn auch moderater mit einem Minus von fünf Prozent im gleichen Zeitraum.
Zur gleichen Zeit konnte der Dax einen Anstieg von rund 17 Prozent verbuchen. Die Performance der Automobilhersteller stellt somit einen deutlichen Kontrast zum marktweiten Trend dar.
Ein Blick auf BMW zeigt ebenfalls eine schwierige Situation, mit einem Rückgang der Aktie um 12 Prozent im letzten Jahr. Interessanterweise konnten die Münchner jedoch im Absatz punkten: Im zweiten Quartal verkauften sie 565.553 Fahrzeuge, was einem Anstieg von zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Besonders bemerkenswert ist der Zuwachs bei den vollelektrischen Fahrzeugen von BMW. Hier stiegen die Verkäufe um 22,2 Prozent auf 108.000 Einheiten, was Hoffnung für die Zukunft des Unternehmens weckt.
Trotz der allgemein negativen Stimmung sind BMW-Papiere in Expertenkreisen weiterhin als vielversprechende heimische Alternative zu anderen Elektroauto-Aktien im Gespräch.