Schweden lehnt Stromleitung ab, weil der deutsche Strommarkt nicht funktioniert

Die schwedische Regierung hat kürzlich den Bau der geplanten Hansa PowerBridge, einer 700 Megawatt starken Untersee-Stromleitung nach Deutschland, abgelehnt. Dieses Projekt sollte erneuerbaren Strom aus Skandinavien nach Deutschland bringen und gleichzeitig die Stromversorgung in Südschweden durch Importe aus Deutschland sichern.

Energieministerin Ebba Busch begründete diese Entscheidung mit der Ineffizienz des deutschen Strommarktes. Dadurch wird ein bedeutendes Vorhaben gestoppt, das für die zukünftige Energieversorgung beider Länder von großer Bedeutung gewesen wäre.

Gefahr für Schwedens Strommarkt

Die Angst vor steigenden Strompreisen in Schweden ist präsent, wenn an eine Verbindung mit dem deutschen Markt gedacht wird. Besonders Südschweden, das bereits ein erhebliches Defizit in der Stromproduktion aufweist, könnte betroffen sein. Der schwedische Politiker Busch betont, dass die ineffiziente Funktionsweise des deutschen Strommarktes eine Bedrohung für die Stabilität der schwedischen Stromversorgung darstellt.

Ein zentraler Kritikpunkt liegt in der fehlenden Einteilung Deutschlands in verschiedene Stromgebotszonen. Während Schweden regionale Preisunterschiede hat, die Angebot und Nachfrage reflektieren, gilt in Deutschland ein einheitlicher Strompreis für das gesamte Land.

Diese Preisstruktur führt zu Problemen in Gebieten mit hoher Einspeisung aus erneuerbaren Energien, wie z.B. Mecklenburg-Vorpommern. Überschüssige Produktionskapazitäten können dort nicht zu fairen Preisen verkauft werden. Umgekehrt gibt es in stromknappen Regionen keine ausreichenden Anreize für den Bau neuer Kraftwerke. Diese Ineffizienzen resultieren in höheren Kosten, die letztendlich die Verbraucher tragen müssen.

Die schwedische Regierung sieht in der Verbindung mit Deutschland eine Gefahr für die eigenen Strompreise und die Versorgungssicherheit. Stattdessen wird der Fokus auf die Schaffung verlässlicher Rahmenbedingungen im eigenen Land gelegt.

Durch Investitionen in den heimischen Stromausbau und die Netzinfrastruktur, soll langfristig ein wettbewerbsfähiges Preisniveau gewährleistet werden. Das Ziel ist eine stabile und effiziente Stromversorgung in Schweden.

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Verpasste Chance für die Energiesicherheit in Europa?

Das abgebrochene Gemeinschaftsprojekt von Svenska kraftnät und 50Hertz sah ein Investitionsvolumen von etwa 600 Millionen Euro vor. 50Hertz bezeichnete dies als eine vertane Möglichkeit, den europäischen Strombinnenmarkt weiter zu stärken. Dennoch gab das Unternehmen an, dass die Entscheidung der schwedischen Regierung keine Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit und Stabilität des eigenen Netzes hätte.

Die schwedische Regierung bleibt jedoch offen für die Möglichkeit, die Hansa PowerBridge zu einem späteren Zeitpunkt doch noch zu realisieren, sollten sich die Rahmenbedingungen ändern. Der derzeitige schwedische Regierungskoalitionsvertrag sieht vor, dass der Ausbau von Stromexportleitungen pausiert, bis sich die Preisunterschiede zwischen den verschiedenen Preiszonen signifikant verringert haben.

Aus deutscher Sicht besteht Hoffnung, dass die Bundesregierung die notwendigen Reformen einleitet, um den Strommarkt effizienter zu gestalten. Ein Ansatz könnte die Einführung von Preiszonen sein, ähnlich wie es in Skandinavien und vielen anderen europäischen Ländern bereits der Fall ist. Nur durch solche Maßnahmen lässt sich ein stabiler und grenzüberschreitender Stromhandel sicherstellen, von dem alle Beteiligten profitieren können.

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